Wasser in der Musik – die vergessenen Komponistinnen
Auf dem schwarzen Sandstrand von Reynisfjara/Island laufen weiße Wellenkämme auf. Foto von Ute-Gabriela Schneppat
Welle am Strand von Reynisfjara

Wasser in der Musik – die vergessenen Komponistinnen

Wasser ist DAS Lebenselixier – und Begründer unserer Zivilisation. Viele Siedlungen seit der Neolithischen Revolution, also dem seßhaft-Werden des Menschen, sind an den Ufern von Flüssen, Seen oder am Meer errichtet worden. Süß-Wasser ist die Voraussetzung für den Anbau vonNahrung für Mensch und Tier. Und nicht zuletzt besteht unser Körper zu einem großen Teil aus Wasser.

Wasser ist in der Musik seit Jahrhunderten eine unerschöpfliche Inspirationsquelle. Kein Wunder! Es rauscht, plätschert, fließt und brandet auch in der Musik. Komponistinnen und Komponisten haben versucht, Wasser mit Klängen einzufangen. Die bekannten Werke wie Debussys La Mer, Smetanas Die Moldau oder Händels Wassermusik stehen oft im Mittelpunkt. Alles Werke von Männern.

Doch was ist mit den Komponistinnen? Auch sie haben sich intensiv mit dem Element Wasser auseinandergesetzt – nur werden ihre Werke kaum erwähnt.

Zeit, das zu ändern!

Wasser als Quelle der Inspiration

Richard Wagner beschreibt in Mein Leben eindrucksvoll, wie ihm die Idee zum Orchestervorspiel von Rheingold kam:

Am Nachmittage heimkehrend, streckte ich mich todmüde auf ein hartes Ruhebett aus, um die langersehnte Stunde des Schlafes zu erwarten. Sie erschien nicht; dafür sank ich in eine Art von somnambulen Zustand, in welchem ich plötzlich die Empfindung, als ob ich in ein stark fließendes Wasser versänke, erhielt. Das Rauschen desselben stellte sich mir bald im musikalischen Klange des Es-Dur-Akkordes dar, welcher unaufhörlich in figurierter Brechung dahinwogte; diese Brechungen zeigten sich als melodische Figurationen von zunehmender Bewegung, nie aber veränderte sich der reine Dreiklang von Es-Dur, welcher durch seine Andauer dem Elemente, darin ich versank, eine unendliche Bedeutung geben zu wollen schien. Mit der Empfindung, als ob die Wogen jetzt hoch über mich dahinbrausten, erwachte ich in jähem Schreck aus meinem Halbschlaf. Sogleich erkannte ich, dass das Orchestervorspiel zum „Rheingold“, wie ich es in mir herumtrug, doch aber nicht genau hatte finden können, mir aufgegangen war.

Ein wahrhaft mystische Moment! Und er zeigt uns exemplarisch, wie tief Wasser als Inspirationsquelle in der Musik verankert ist.

Doch warum wird fast immer nur von Komponisten gesprochen? Gibt es keine Werke von Komponistinnen zum Thema Wasser?

Natürlich nicht! Hier sind einige faszinierende Werke von Komponistinnen, die sich ebenfalls mit dem Thema Wasser beschäftigt haben.

Wasser in der Musik von Komponistinnen

🌊 Amy Beach – „By the Still Waters“ (Op. 114, Nr. 1)
Besetzung: Klavier solo

🌊 Lili Boulanger – „D’un matin de printemps“
Besetzung: Violine oder Flöte und Klavier / Orchesterfassung

🌊 Mel Bonis – „Viviane“
Besetzung: Klavier solo

🌊 Cécile Chaminade – „L’Ondine“
Besetzung: Klavier solo

🌊 Barbara Heller – „Die Geschichte vom Schloss im Meer“
Besetzung: Klavier solo

🌊 Barbara Heller – „MMM Meer (mehr) Musik als Malerei“
Besetzung: Klavier solo

🌊 Fanny Hensel (geb. Mendelssohn) – „Schwanenlied“ (Op. 1, Nr. 1)
Besetzung: Singstimme und Klavier

🌊 Dorothea Hoffmann – „Der Jungbrunnen“
Besetzung: Flöte und Orgel

🌊 Antje Langkafel – „Flutwasser“
Besetzung: Flöte solo

🌊 Kaija Saariaho – „Trois rivières“
Besetzung: Percussion / Elektronik

🌊 Ethel Smyth – „On the Cliffs of Cornwall“ (aus der Oper The Wreckers)
Besetzung: Orchester

🌊 Karen Tanaka – „Water Dance“
Besetzung: Klavier solo

Die vergessene Strömung

Es zeigt sich mal wieder: Auch Komponistinnen haben das Element Wasser in eindrucksvoller Weise in Musik verwandelt. Dennoch stehen sie selten im Rampenlicht.

Während Werke wie La Mer oder Die Moldau fester Bestandteil des Konzertrepertoires sind, werden die Werke von Chaminade, Boulanger oder Tanaka kaum aufgeführt. Dabei haben sie musikalische Wasserlandschaften geschaffen, die ebenso faszinierend sind wie die bekannten Meisterwerke ihrer männlichen Kollegen.

Hast du schon eins dieser Werke live gehört?

Oder kennst du Aufnahmen davon?

Manche dieser Stücke kannst du immerhin z.B. auf YouTube entdecken…

Fazit

Wasser ist Bewegung, Transformation, Leben – und das gilt auch für die Musik.

Die Werke von Komponistinnen verdienen definitiv mehr Aufmerksamkeit – auch die zum Thema Wasser.

Also: Warum nicht beim nächsten Konzert oder beim nächsten Streaming-Abend eine Entdeckungstour durch diese oft übersehenen Schätze starten? Es lohnt sich! 💧

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