Clémence de Grandval
(* 21. Januar 1828 in Saint-Rémy des Monts / Frankreich; † 15. Januar 1907 in Paris / Frankreich)
Eine der wohl bekanntesten Komponistinnen des 19. Jahrhunderts ist die Französin Clémence de Grandval. Wir spielen in unserem neuen Konzertprogramm ihre 5-sätzige Suite. Diese ist dem heute noch bekannten Flötisten Paul Taffanel gewidmet.
Leben
Clémence wurde 1828 als Marie-Félicie-Clémence de Reiset in eine gut situierte Familie als jüngste von vier Töchtern hineingeboren. Ihre Mutter war Schriftstellerin, ihr Vater ein hochrangiger Militär. Sie luden oft berühmte Dichter, Musiker und Künstler zu sich nach Hause ein.
Schon mit 6 Jahren begann ihre musikalische Ausbildung. Sie bekam sie Unterricht von den Größen ihrer Zeit: Klavierunterricht von Frédéric Chopin, Gesangsunterricht von Laure Cynthie Damoreau und später auch Unterricht in Komposition bei Friedrich von Flotow.
Der Unterricht seit Kindertagen zahlte sich bald aus. Bereits ihr erster öffentlicher Auftritt in einem Salon im Frühjahr 1849 als Interpretin und Komponistin wurde begeistert von Musikkritikern gewürdigt. Mit ihren Kompositionen und Auftritten etablierte sie sich schnell in der französischen Musikszene.
Da sie kein Musikstudium abgeschlossen hatte, galt sie anfangs als Laiin. Dass sie jedoch bald von ihren Zeitgenossen auf eine Stufe mit den Profis gestellt wurde, zeigt u.a. dieses Zitat von Hector Berlioz. Berlioz schrieb über eine ihrer Aufführungen im Juli 1850:
„Mlle. de Reiset (Mädchenname) hat kürzlich bei ihrem Vater M. de Reiset zwei von ihr als gute Pianistin-Komponistin geschriebene Septette dargeboten, die jene Frische in den Ideen aufweisen, die die schulische Pedanterie unserer Kompositionsklassen häufig verdorren lässt…Mlle de Reiset muss nur noch eine Übung absolvieren: sich vor jenem Hochmut zu schützen, den banale oder übersteigerte Lobeshymnen hervorrufen können.“
Hector Berlioz, Quelle: MUGI – Musik und Gender im Internet
Am 12.03.1851 heiratete sie den Vicomte de Grandval und bekam mit ihm 2 Töchter: Isabelle und Thérèse. Sie feierte schon zu diesem Zeitpunkt große Erfolge als Komponistin und Interpretin. Dennoch entschied sich, Mitte der 1850er Jahre noch ein 2-jähriges Kompositionsstudium bei Camille Saint-Saens zu beginnen. Im Anschluss wurde sie zu einer der erfolgreichsten Komponistinnen Frankreichs.
Erfolge
Ein Schwerpunkt ihres Schaffens sind ihre Bühnenwerke. Sie veröffentlichte sie oft unter den Pseudonymen Marie Reiset de Tesier, Clémence Valgrand oder Caroline Blangy. Dass sie hinter den Kompositionen steckte, wurde dann oft bei den Aufführungen aufgelöst. Ab 1867 entstanden auch viele geistliche Werke. Darunter war auch ein „Stabat mater“, das zu einem ihrer größten Erfolge wurde.
Clémence de Grandval führte auch einen eigenen Salon. Ab 1871 engagierte sie sich mehr als 20 Jahre in der neu gegründeten Société nationale de musique. Dort war sie als Komponistin, Sängerin und Pianistin zu erleben. Spätestens ab diesem Zeitpunkt galt sie als eine „der“ französischen Komponist:innen. Sie wurde 1880 mit dem begehrten Prix Rossini der Académie des Beaux-Arts ausgezeichnet.
Werke
Clémence de Grandvals umfangreiches Werk ist von einer großen Vielfalt geprägt.
Sie komponierte für alle zu ihrer Zeit gängigen Gattungen – von großen Bühnen- und Orchesterwerken, über oratorische Werke bis hin zu Klavier- und Kammermusik, Liedern, Romances und Melodies.
Bekannt war sie vor allem durch ihre Bühnen- und ihre geistlichen Werke.
Stil
Alle Werke sind von einer auserlesenen Eleganz geprägt und tragen in sich die Eigenart einer souveränen Vornehmheit. Sie sind wie melodiöse Blumen, die ein süßes Parfüm verbreiten.“
Georges Bizet über eine Aufführung im Oktober 1869 im Salon des Polizeipräfekten, Quelle: MUGI – Musik und Gender im Internet
Als Komponistin der französischen Romantik zeichnen sich ihre Werke durch einen melodiösen, ruhigen und reinen Stil aus.
Suite für Flöte und Klavier
Die 5-sätzige Suite, bestehend aus den Sätzen Prélude, Scherzo, Menuet, Romance und Final gehört stilistisch klar zur französischen Romantik des 19. Jahrhunderts. Die Uraufführung wurde von Paul Taffanel gespielt. Ihm ist die Suite auch gewidmet. Ihr könnt die Suite in unserem Programm La Flûte Femme und auf unserer CD hören.
Die Klavierpassagen im Eingangssatz Prélude erinnern an Frédéric Chopin und zeigen den Einfluss ihres Lehrers. Dem spritzigen Scherzo folgt ein klassisch aufgebautes Menuet. Dem vierten Satz, einer wunderschönen, melodiösen Romance, folgt der charmante und sprühende Schlusssatz Final.
Quellen: MUGI, Vorwort von Fabio Franco aus der Notenausgabe bei SCHOTT
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