Abenteuer Island

Die Skulptur Sonnenfahrt von Jón Gunnar Árnason in Reykjavik im Schnee im Dunkeln beleuchtet vor der Bucht. Im Hintergrund die Lichter der Stadt
Die Skulptur Sonnenfahrt in Reykjavik

Abenteuer Island – nicht ganz so abenteuerlich

Einmal nach Island zu reisen ist seit meiner Jugend mein Traum gewesen. Die Eltern einer Klassenkameradin hatten damals eine Reise quer durchs Hochland auf Pferden gemacht und wunderbare Bilder von ausbrechenden Vulkanen, Wasserfällen und Geysiren mitgebracht. Das wollte ich natürlich auch mal live erleben. Außerdem steht Polarlicht-gucken ja auch auf meiner Bucket Liste. Da kam ein Angebot bei Secret Escapes gerade recht: Eine Woche Hotel im Januar mit Frühstück in Reykjavik plus Flug. Ausflüge konnte man auch gleich dazu buchen und das Ganze zu einem halbwegs erschwinglichen Preis.

Reykjavik

Island empfing uns mit vieeeeel Schnee. Bevor wir landen konnten, wurde die Bahn erst einmal freigelegt. Wir konnten es gut aus dem Fenster beobachten: 2 große Räumfahrzeuge sorgten dafür, dass die Start- und Landebahnen direkt vor den Flugzeugen sicher befahrbar waren.

Und dann lernten wir es kennen – das höchsteffiziente isländische „Touris-rum-karr-System“: Voucher vorzeigen, Koffer in den Bus laden und ab ging die Fahrt vom Flughafen zum Bus Hostel in Reykjavik. Dort wurden wir auf Kleinbusse verteilt, die uns Touris direkt zu den gebuchten Hotels karrten. Bei den Ausflügen ging es dann umgekehrt: Der Kleinbus holte die Menschen vom Hotel oder einer Sammelstelle ab, brachte sie zum Bus Hostel und von dort ging es mit großen Bussen weiter. Voucher mussten wir fast nirgendwo vorzeigen. Einfach Namen sagen – und fertig! Mega gut organisiert!

Hotel

Lobby- und Restaurantbereich des Hotel Eyja Guldsmeden in Rekjavik mit gemürlichen Sofas und Stühlen
Lobby- und Restaurantbereich des Hotel Eyja Guldsmeden in Rekjavik

Wir waren im Hotel Eyja Guldsmeden untergekommen und hätten es nicht besser treffen können: ruhig gelegen mit Blick auf die Bucht und die Berge, trotzdem in Fussnähe zur Innenstadt, schöne gestaltete Zimmer und Lobby-/Restaurantbereich, sehr sauber, teilweise deutschsprechendes und sehr nettes Personal, einer 24/7 offenen Teestation, einem kleinen Restaurant mit überschaubarer, aber leckeren Karte und einem super tollen Frühstücksbuffet. Wir haben uns so wohl gefühlt, dass wir bis auf ein einziges Mal nur dort gegessen haben.

Ich möchte gleich mit einem Märchen aufräumen: Im Winter braucht man in Reykjavik durchaus Stiefel und am besten wäre es, wenn ihr euch Schuhspikes mitnehmen würdet. Nur in der Innenstadt gibt es meist gut geräumte Bürgersteige, die vielleicht sogar beheizt sind. Sonst wechselt es stark und selbst an den Fußgängerampeln oder Bushaltestellen muss man u.U. kleine Kletterpartien absolvieren. Wir haben daher z.B. für den Fußmarsch von unserem Hotel zur Hallkrimskirkja statt der veranschlagten 16 Minuten über eine halbe Stunde gebraucht.

vereister Bürgersteig mit Hydranten in Reykjavik
vereister Bürgersteig mit Hydranten in Reykjavik

Impressionen

Von Reykjavik haben wir nur ein kleinwenig wirklich gesehen: Wir waren natürlich auf dem Turm der Hallkrimskirkja. Die Sicht ist wirklich atemberaubend! Allerdings pfeift es ordentlich, denn die Fenster auf der Aussichtsplattform haben kein Glas. Bei -4 Grad mit ordentlich Wind (ich hatte Mühe, nicht verwackelte Fotos mit dem Handy zu machen) ist das schon ein sehr kaltes Vergnügen gewesen.

Am Alten Hafen wollte ich unbedingt in das im Reiseführer hochgelobt Café Haiti gehen. Habe ich bloß leider nicht gefunden. Die Innenstadt ist schön. Ein Mix aus alten Häusern, die teilwiese wunderschön bemalt sind und neuer Architektur, viele hübsche Geschäfte und noch viel mehr Cafés, Bistros und Restaurants. Im Café Rosenberg in der Vesturgata haben wir dann einen sehr schönen Ersatz für das nicht auffindbare Café Haiti gefunden. Am letzten Tag waren wir auch im Perlan. Perlan sollte man sich unbedingt ansehen. Die Ausstellung ist sehr informativ mit vielen interaktiven Elementen. Die Filme von Vulkanausbrüchen und vom Polarlicht sind absolut sehenswert, der Gang durch die Eishöhle spektakulär und das Beste ist natürlich die Aussicht im Café oder Restaurant in der Glaskuppel.

Highlights

Die Highlights der Reise:

  • Wir haben tatsächlich einen Wal gesichtet beim Whale Watching in der Bucht von Reykjavik.
  • Wir sind zwischen der eurasischen und amerikanischen Platte durch die Almannagjá in Thingvellir gegangen – leider im Dunkeln, so dass wir den Thingplatz nicht so wirklich erkennen konnten.
  • Wir haben den Geysir Stokkur mehrmals hintereinander „spucken“ sehen,
  • sind am schwarzen Strand Reynisfjara mit seinen Basalttürmen und den zu Stein gewordenen Trollen  in der Bucht (dort gehen die Sklaven im Film „The Northman“ in Island an Land) gewesen.
  • Am Rand des Gletschers Sólheimajökull haben wir Eisblöcke in verschiedenen Blautönen bewundern können und
  • standen am Rande von imponierenden Wasserfällen.

Besonders beeindruckend war unter der Rubrik Wasserfälle der halbgefrorene Gullfoss.

Der teilweise gefrorene Gullfoss
Der teilweise gefrorene Gullfoss

Kein Island Urlaub ohne Lagune

Ein Erlebnis war auch das Baden bei den kalten Temperaturen im heißen Thermalwasser. Wir waren in der Sky Lagoon in der Nähe von Reykjavik und haben auf den Trubel der Blauen Lagune verzichtet. Mitreisende, die in beiden Lagunen waren, fanden die Sky Lagoon schöner. Kann ich nicht beurteilen. Aber die Sky Lagoon war wirklich wunderbar mit ihrer direkten Sicht auf die Bucht. Und das sogenannte Ritual lohnt sich auf jeden Fall mitzumachen! Kleiner Tipp – vor allem, wenn man(n) nicht so viele Haare auf dem Kopf haben sollte: Mütze aufziehen!

Polarlicht

Das absolute Highlight der Reise war aber die Polarlicht Show! Ich kann es nicht anders sagen – es war eine Show und nicht einfach das Sehen des Polarlichts.

Bei unserem ersten Versuch hatten wir Pech. Wir standen etwa eine Stunde mitten in der Nacht an einem Strand im Nirgendwo auf etwa dem halben Weg zwischen Reykjavik und dem Flughafen. Es war a…kalt, der Wind pfiff nur so. Wir haben uns wirklich den Allerwertesten abgefroren. Aber Polarlicht? Fehlanzeige!

kleine Verhaltensstudie

Übrigens war da ein intuitives Verhalten ganz interessant zu beobachten: Die Menschen verhielten sich wie die Pinguine einer Kolonie. Sie rückten zusammen und boten sich so gegenseitig Schutz vor den kalten Winden. Wenn sich jemand in der Mitte wieder ein wenig aufgewärmt hatte, machte er dem Nächsten Platz, so dass eine ganz natürliche Rotation zustande kam.

zweiter Versuch

Netterweise konnten wir bei Reykjavik Sightseeing kostenlos ein paar Tage später nochmal mitfahren, da wir kein Polarlicht bei unserer Tour gesehen hatten. Bei der Zusatztour fuhren wir zum Thingvellir Besuchszentrum. Es war bitterkalt. Aber nicht so windig wie beim ersten Mal. Deswegen ließen sich die -12 Grad mit unserem antarktiserprobten Lagenlook sehr gut aushalten. Und bei der Show, die uns das Polarlicht bot, hat man eh einfach die Kälte vergessen…

Polarlicht am Thingveillir Besuchszentrum
Polarlicht am Thingveillir Besuchszentrum

Hier muss ich auch noch mit einem Mythos aufräumen: Polarlichter sind nicht grün, wie man sie auf den Fotos sieht. Sie sind weiß. Unsere Retina ist nicht so empfindlich wie die Linse der Kamera und gibt das bunte Farbspektrum, das wir in der Kamera sehen können, nicht wieder. Aber das tat dem Schauspiel keinen Abbruch! Die Lichter schwangen sich über den Horizont, wirbelten in Trichtern, tanzten und schwangen in großen Bändern über den Nachthimmel – immer und immer wieder über eine Stunde. Es war einfach umwerfend!

Ist der Hunger nach Island gestillt?

Mitnichten!

Diese Reise war lediglich der Appetithappen.

Ich muss da unbedingt wieder hin.

Und nicht nur im Winter!

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