Letztes Jahr begann ich meinen Jahresrückblick mit dem Satz: „Ein turbulentes Jahr neigt sich dem Ende entgegen.“ Dieses Jahr hat uns nun endgültig in eine neue Zeit katapultiert. Oder wie es unser neuer Bundeskanzler formulierte: Es hat eine Zeitenwende stattgefunden. Denn das Undenkbare ist Wirklichkeit geworden. Es ist Krieg in Europa.
Geplant hatte ich für das Jahr 2022:
• regelmäßige Blogartikel zum Thema Musikergesundheit und Fortsetzung der Reihe Komponistinnen vorgestellt
• regelmäßige Newsletter
• Ausbau der Fortbildung bei Liebscher & Bracht
• Weiterführung der Fortbildung Jazzflöte
• im Frühjahr Konzerte mit dem Programm La Flûte Femme
• nmz Redaktion Drei-Länder-Seite
• ehrenamtliche Tätigkeit als 2. Vorsitzende des DTKV-Hessen
• Freebie
• Onlinekurs
• Konzertlesung verfemte Musik
Planung ist das eine, aber dann kommt das Leben…
Musik
Fangen wir mal mit der künstlerischen Seite an:
Das Konzert in Bad Orb mit unserem Programm hat immer noch nicht stattgefunden. Der Termin im Frühjahr wurde vom Veranstalter auf Anfang Juli verschoben. Diesen Termin konnten wir wegen meiner Corona-Erkrankung nicht wahrnehmen. Und einen weiteren Termin haben wir bis jetzt nicht gefunden. Steht also noch aus… Immerhin haben Karin und ich mit unserem Programm 2 kleinere Konzerte in zwei Altersheimen spielen können.
Ich war ansonsten künstlerisch auf Abwegen:
Waldenserband
Im Frühjahr hat sich in unserer Kirchengemeinde eine Band aus Profis und Laien, jung und alt gegründet: die Waldenserband. Am Anfang habe ich ein bisschen die Leitung übernommen, also die Proben geleitet, Stücke und Lieder arrangiert etc. Anlässlich des Ukraine-Krieges haben wir dann am 30.04.2022 ein Benefizkonzert in unserer kleinen, aber feinen Kirche gemacht. Es war ein kunterbuntes Programm von Antikriegsliedern über Bach und Händel bis zu Chorälen alles dabei, Besetzung Band, Lied begleitet mit Gitarre im Stil von Reinhard Mey, Orgelwerken, eine „Deutsche Arie“ von Händel mit Sopran, Flöte und Orgel…Ich habe natürlich bei der Deutschen Arie und der Band mitgespielt und dazu noch „Theme and Variations“ von Ruth Schönthal gespielt. Die Kirche war rappelvoll. In den Gängen standen die Menschen, auf den Treppen saßen sie auch. Besonders schön war, dass auch etliche Geflüchtete aus der Ukraine da waren. Eine Mutter mit ihrer halbwüchsigen Tochter sang spontan als Dankeschön für uns zwei ukrainische Volkslieder – Gänsehaut pur!
Wir haben rund 1200 Euro für die Ukraine-Hilfe Taunus sammeln können!
Soloprojekt „Flötensplitter“
Ab August war ich dann mit meinem NEUSTART Kultur-Stipendium beschäftigt. Diesmal hatte ich ein Soloprojekt eingereicht mit dem Titel „Flötensplitter“. Zum Einblick einmal ganz nüchtern die Aufstellung der Arbeitsschritte.
Arbeitsschritte (Zeitrahmen August 2022 bis Anfang November 2022):
- Noten-Materialsichtung und -recherche
- Auswahl der Stücke (Kriterien: Dauer des Stückes, stilistische Vielseitigkeit, Anzahl der Stücke pro Himmelsrichtung, Hörbarkeit, Machbarkeit der Einstudierung innerhalb des Stipendienzeitrahmen) & Erwerb der Noten so weit nicht vorhanden
- Erstellung Werbe- & Pressetexten
- Suche & Bewerbung Auftrittsorte, Vereinbarung Konzert am 23.10.2022 in der ev. Dreifaltigkeitskirche in Darmstadt-Eberstadt
- Einstudierung der Stücke:
Konzertreife Einstudierung von 26 Werken oder Teil-Werken für Solo-Flöte, davon die Hälfte komplett neu, die andere Hälfte bis auf 3 Ausnahmen etwa 30 Jahre nicht gespielt
- Entwurf & Erstellung von Konzert-Plakat und Flyern
- Beauftragung von Kompass-Plakaten für alle Himmelsrichtungen und passenden DIN A7-Karten zur Durchführung der Stückauswahl des Publikums
- Besorgung des zur Durchführung des Konzertes zusätzlichen Zubehörs: Gefäß für die Wahlkarten & zusätzliche transportable Notenständer
- Schreiben der Moderation
- Einladungen für das Konzert verschickt an Verteiler per Mail, WhatsApp, Signal sowie über Facebook und Instagram
- Durchführung des Konzertes am 23.10.2022
- Stipendiums Bericht verfassen
- Schnitt des Videomaterials in einen kurzen Clip zur Einreichung als Dokumentation der Durchführung
Mit den beigefügten Fotos und dem Nachbericht aus dem Kirchenblatt könnt ihr euch einen kleinen Einblick verschaffen.
Karin hat ein Stipendium zur Entwicklung der Konzertlesung mit verfemter Musik erhalten. Daher hat sie hier die Planung und Recherche übernommen. Wir haben inzwischen die Stücke für dieses neue Programm zum Großteil ausgewählt und haben begonnen, sie einzustudieren.
Lernprogramm 2022
Ich habe auch dieses Jahr einiges neu gelernt:
Mit meiner Flöte hatte ich natürlich mit der Einstudierung der ganzen Werke für das Solo-Programm den größten Anteil am Lernprogramm dieses Jahr. Zusätzlich dann noch die Stücke für das neue Programm mit verfemter Musik und im Frühjahr die Flötenpartie zur Deutschen Arie von Händel.
Im September/Oktober habe ich dann noch eine Fortbildung über digitales Lernen mitmachen können.
Ich habe angefangen, mich mit dem Thema Videoproduktion auseinander zu setzen. Dieses Thema wird mich noch im nächsten Jahr viel beschäftigen…
Die geplanten Fortbildungen bei Liebscher & Bracht musste ich aber verschieben: Im Sommer war es genau die Zeit, in der ich mit Corona flach lag. Und den Nachholtermin Ende November musste ich dann auch absagen. Warum? Zu diesem Thema kommen wir noch.
Die Jazzflöten-Ausbildung habe ich auch absagen müssen. Der erst und längste Block wäre unmittelbar vor meinem Konzert gewesen. Das war einfach nicht durchführbar. Ich hoffe, dass diese Fortbildung noch mal von der Bundesakademie Trossingen angeboten werden wird und dass ich dann einen Platz bekommen werde.
Was gab es sonst noch?
Webseite
Meine Webseite ist etwas schlanker geworden. Flöte an Tasten hat nämlich jetzt eine eigene Webseite, die Karin betreut. So konnte ich mal wieder etwas umstrukturieren. Natürlich gibt es auch immer ein paar Neuerungen rechtlicher Natur. So ist nun das inzwischen verpflichtende Cookie-Plugin installiert. Das Freebie „Schulterübung“ ist eingebunden. Ich habe hier durch meine VA Tatjana eine großartige Unterstützung, die das alles wunderbar umsetzt. Ich bin unglaublich froh, dass ich sie gefunden habe!
Blog
Auch mein Blog hat natürlich mit 10 neuen Blogartikeln weiter Futter bekommen. Eigentlich wollte ich ja deutlich mehr schreiben und hatte auch noch einige Themen in der Pipeline. Aber dann kam Corona, dann das Stipendium und dann…
Meine drei Favoriten in diesem Jahr sind:
• Üben?! Warum? Üben?! Warum? – Schneppat-Music
• Flötenunterricht mit Werken von Komponistinnen Flötenunterricht mit Werken von Komponistinnen – Schneppat-Music
• Wenn gut nicht gut genug ist Wenn gut nicht gut genug ist – Schneppat-Music
1. Üben?! Warum?
In diesem Artikel bin ich der Frage nachgegangen, warum Üben notwendig ist. Ich habe versucht verständlich darzustellen, was beim musikalischen Lernen im Gehirn passiert und die These aufgestellt, dass richtiges Üben sogar Stress abbauen kann.
2. Flötenunterricht mit Werken von Komponistinnen
Werke von Komponistinnen gehören meiner Meinung nach von Beginn an in die instrumentalpädagogische Ausbildung. Es muss einfach völlig normal werden, von Frauen geschrieben Werke zu spielen. Ich habe in mühevoller Recherchearbeit eine Liste mit Werken von Komponistinnen in verschiedenen Besetzungen zusammengestellt, die für den Flötenunterricht geeignet sind. Bei den Werken, die ich selbst kenne, habe ich kurze Erläuterungen dazu gegeben und bei allen Stücken natürlich die Verlagsangaben bzw. Bezugsquellen hinzugefügt. Ich hoffe, dass diese Auflistung vielen Kolleg*innen eine Unterstützung sein kann.
3. Wenn gut nicht gut genug ist
Das ist ursprünglich ein Artikel für die nmz gewesen. Ich habe ihn mit Erlaubnis der nmz auch im Blog veröffentlichen können. Er hat große Wellen geschlagen – und es sogar in die Ankündigungen auf die Titelseite geschafft. Für einen Artikel in den DTKV-Seiten schon außergewöhnlich.
nmz
Seit Mitte 2020 ich betreue nun schon als Redakteurin die Drei-Länder-Seite für Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland in den DTKV-Verbandseiten der nmz. Da leider immer wenige Artikel von den Verbänden selbst eingereicht werden, müssen 10 Ausgaben auch manchmal mit Artikeln von mir gefüttert werden. In diesem Jahr waren es insgesamt 13 kleine und teilweise auch seitenfüllende Artikel. So bin ich dieses Jahr z.B. in den Genuss gekommen, vom Eröffnungskonzert des Bridges-Kammerorchesters im neuen Casals Forum Kronberg exklusiv für die nmz berichten zu dürfen.
Und ich habe in diesem Jahr zum ersten Mal einen Artikel außerhalb der der von mir betreuten Seite veröffentlicht: Ein Interview mit meiner Dispokinesis-Kollegin Angelika Stockmann anlässlich des Erscheinens ihres herausragenden Buches „Üben hilft eben doch!“ Wir üben nicht Stücke, wir üben uns selbst | Ausgabe: 11/22 | nmz – neue musikzeitung
Alle Artikel von mir findet ihr hier:
Ute-Gabriela Schneppat | nmz – neue musikzeitung
Meine Buchrezension kannst du hier Nachlesen:
Üben hilft eben doch! – Buchrezension – Schneppat-Music
Mein Ehrenamt: 2. Vorsitzende DTKV-Hessen
Hier ging es natürlich turbulent weiter: Der Masterplan Kultur ging in die nächste Runde und, und, und…
Bei der LKB wurde von unserer AG Netzwerke ein Online-Treffen zum gegenseitigen Kennenlernen der verschiedenen in der LKB vertretenden Institutionen veranstaltet, das ich mit vorbereitete. Auch beim Fragebogen an die Institutionen war ich involviert.
Neu hinzu gekommen meine Mitwirkung im Bundesfachausschuss Verbandsentwicklung im Bundesverband des DTKV.
Im Mai und Juni habe ich dann noch unsere 1. Vorsitzende Heike Michaelis während ihrer Abwesenheit vertreten.
Ende November musste ich nun von allen Ämtern zurücktreten. Mein Körper streikt. Es ist alles zu viel. Ich werde mich langsam wieder ins (Berufs)-Leben zurücktasten müssen.
Das Jahr in Zahlen
Stipendien: 1
Konzerte: nur 3
Fortbildungen: 2
Blog-Artikel: 10
Neue Coachees: 1
Neue Schüler: 3
Abonnenten Facebook Schneppat Music: 183 Flöte an Tasten: 121 Schneppat Musikergesundheit: 138
Follower Instagram: 655
Follower Twitter: 98
Linkedin Kontakte: 1324
Xing Kontakte: 292
Ich werde das Thema Social Media nächstes Jahr deutlich zurückfahren. Twitter habe ich gekündigt. Die Entwicklung nach der Übernahme von Elon Musk gefällt mir nicht. Es wandelt sich zu einer Plattform von unreflektierten und unqualifizierten Meinungsabgaben. Damit kann ich mich nicht identifizieren.
Sprung zum nächsten Thema:
Planung für 2023
Hier gibt es momentan nur ein großes Thema: wieder gesund zu werden!
Denn das Ziel für dieses Jahr, weniger zu arbeiten und mehr das Leben zu genießen habe ich komplett verfehlt. Ich habe noch nicht einmal richtig Urlaub gemacht. Die Quittung hat mir jetzt mein Körper gegeben.
Und ich nehme diese Challenge an!
Ich wünsche dir ein friedvolles, stressarmes Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr!
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